Es ist heiss hier drin. Fast wie in einer Sauna. Dazu dieser wunderbare Duft nach frischen, warmen Brotlaiben. Via Giovanni da Procida, Ischia Ponte: Nichts an diesem ockerfarbenen, unscheinbaren Haus weist auf eine Bäckerei hin. Einzig und alleine das kleine Keramikschild in der Hauswand mit der Aufschrift „Panificio Boccia“ gibt einen Hinweis. Hier in dieser Hitze arbeiten Luigi und Michele D’Ambra jeden Tag und schieben Brote, Paninos und Mini-Pizzen in den Ofen.
Es war ihr Grossvater, der damals die Bäckerei übernahm. Das Lustige daran: Als Fischer hatte er keine Ahnung vom Brotbacken. Seine Frau überzeugte ihn vor über 80 Jahren, die Lizenz für die Bäckerei zu kaufen. Seitdem ist die Bäckerei in Familienhand. Der alte Fischermann erlernte das Backen übrigens nie – er widmete sich alleine dem Verkauf. Dafür lernte sein Sohn Antonio das Handwerk. Und schnell erfand er das eigene Familienrezept, das er wiederum an seine Söhne Luigi und Michele weitergab.
Luigi erinnert sich noch ganz genau, wie er mit acht Jahren sein erstes Brot buk. Heute arbeiten er und sein Bruder Michele Tag und Nacht: Teig kneten, Brotlaibe formen, Ofen anfeuern. Knapp 70 Brote passen in den riesigen Ofen, wo sie für etwa 15 Minuten bei 250 Grad Celsius backen. So schafft das Team vom Luigi und Michele um die 300 Brotlaibe am Tag. Innen soft und aussen kross.
Ihre Geheimzutat? Das Wetter, wie mir Luigi erklärt. Und natürlich harte Arbeit und viel Liebe. (Was es mit dem Wetter auf sich hat, erklärte mir übrigens Wochen später eine Mitfahrgelegenheit. Je nach Aussentemperatur und Wetter entsteht unterschiedlicher Druck im Ofen und es bildet sich unterschiedlich viel Rauch. Oder so ähnlich. Und das wirkt sich auf den Geschmack aus).
Wer die Panini probieren möchte, geht am besten in den Gemischtwarenladen ihres Cousins: die “Alimentari Boccia” gleich nebenan. Einfach ein Panino mit Mortadella und Käse bestellen. Dazu ein paar Oliven und Wein.